Essenz des Lebens
Du kannst Deine Zeit damit verbringen, in Perfektion zu versinken. Die immer noch bessere Kamera, die noch bessere Bildbearbeitungssoftware, die den analogen Look noch überzeugender rüberbringt, den noch schnelleren Rechner – und am Ende des Tages hast Du kein einziges Foto gemacht.
Wenn Du in Deiner Kunst vorwärts kommen willst, dann musst Du in Deiner Kunst täglich aktiv sein. Die Wege entstehen beim Gehen. Die Auseinandersetzung mit dem Motiv, Deiner Wahrnehmung und das Spielen mit den technischen Limitierungen, eröffnen Dir neue Ideen, neue wunderbare Gedanken.
Öffne Dich für die Poesie des Unvollkommenen. Setze Dich mit Fotografen auseinander, verstehe was sie Dir zeigen wollen.
Spüre Deinem Erleben nach. Versuche das, was Du in Dir findest, fotografisch umzusetzen. Entwickle so Deinen persönlichen Stil, Deine persönliche, unvollkommene Sicht auf die Welt.
Vollkommenheit, Perfektion sind Geißeln der Phantasie, der Kunst und des Beitrags der Du für diese Welt sein möchtest. Sei die Person die Du bist. Bekenne Dich zu Deiner Unvollkommenheit. Zu dieser wunderbaren Weise aus Grenzen heraus, weites Land zu eröffnen und Dinge zu zeigen die noch niemand so gesehen hat.
Sei kein Sklave des Konformismus, welcher das immer Gleiche zelebriert, es Dir verkauft als das wirklich wahre und wichtige. Der Dir Hunger macht, mit dem Versprechen der schnellen Sättigung, problemlos, schnell, denn Du bist ja nicht blöd.
Kunst hat immer etwas mit der Verzweiflung des Suchens, dem verzagenden und vorsichtigen Finden und dem kurzen Glück der Erfüllung zu tun. Dann führt Dich der Weg zur nächsten Suche, welche Dich immer tiefer in den Kaninchenbau treibt, in die wunderbare Welt von Alice.
Zu den Essenzen der Welt gehören Imperfektion und Begrenzung.
Auch heute wieder mache ich mir diesen Zusammenhang bewusst und schüttele meine eigenen Geißeln ab. Spreche zu mir selbst. So wie fast täglich.